'The Shapes of Lesbos‘ (AT) Dokumentarfilmdreh auf Lesbos - Ein Gastbeitrag von Romina Schade und Jana Stallein
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- Durch Romina Schade und Jana Stallein
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Surround-Aufnahmen auf Lesbos - die Insel mit dem Flüchtlingscamp Moria ist Ziel der Produktion der FH Dortmund.
Lesbos klingt nach dem rasselndem Gesang der Zikaden, den Glocken, die um den Hals der Ziegen baumeln, den knatternden Rollern, die durch die engen Straßen fahren und nach dem Ruf des Muezzin - zumindest, wenn man sich in der Nähe des Camps für Asylsuchende namens Moria aufhält. Für das gemeinsame Abschlussprojekt der Film- und Tonstudierenden Jana, Romina und Johann, reiste Jana gemeinsam mit Kameramann Karsten Jäger nach Lesbos in Griechenland, mit dem Ziel, dort einen Dokumentarfilm über die Insel und ihre Bewohner zu drehen.
Wer Lesbos nicht kennt, hier eine kurze Zusammenfassung: Seit dem Frühjahr 2015 kommen täglich mehrere hunderte Geflüchtete in Schlauch- oder Holzbooten an, übers Wasser und damit aus der Türkei in die EU. Sie stammen aus Syrien, Afghanistan, Kongo, Somalia und vielen anderen Ländern. Laut des Dublinverfahrens sind die Staaten, in denen die Geflüchteten erstmals Europa erreichen, für ihre Registrierung verantwortlich und haben das Asylverfahren durchzuführen. Griechenland steht somit vor einer schier unüberwindbaren Herausforderung. Tausende Menschen stecken in dem Camp fest, weil sich die Hilfe anderer EU-Mitglieder meist nur auf monetäre Mittel begrenzt. Aber Lesbos ist natürlich noch viel mehr als das. Es ist griechische Geschichte, Musik, Nachtleben, gutes Essen, Hitze und Meer.
“Nirgendwo sonst auf der Welt herrschen Sonne und Mond so harmonisch zusammen oder teilen ihre Macht so gerecht, wie auf diesem Stück Land, welches - wer weiß, in welch unglaublichen Zeiten - irgendein Gott, um seinen Spaß zu haben, abtrennte und davonblies, wie ein Platanenblatt auf die Mitte des Ozeans.“ - Auszug eines Textes über Lesbos von dem Lyriker Odysseas Elytis, welches den Rahmen unseres Dokumentarfilms bildet, vorgelesen von der griechischen Sängern Vissaliki.
Hier treffen also verschiedene Lebensweisen erbarmungslos aufeinander, von denen wir drei näher betrachten. In unserem Film porträtieren wir den Alltag Asylsuchender, die hier in Europas größtem Flüchtlingslager untergebracht sind. Wir verbringen Zeit mit Locals, die oftmals bereits auf der Insel aufwuchsen und somit viel über die stattfindenden Veränderungen zu berichten wissen. Das verbindende Glied zwischen diesen beiden Welten spielen häufig freiwillige Helfer, die aus sämtlichen Ländern Europas anreisen, um die zahlreichen NGOs vor Ort zu unterstützen.
Der Dokumentarfilm versucht sich von den Berichterstattungen, die wir in den Nachrichten sehen, zu entfernen und das sowohl erzählerisch, als auch bildlich. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben wir uns für die Cinema-Kamera Alexa Mini LF entschieden, mit der wir ausschließlich vom Stativ drehen. Sowohl um die Kamera möglichst klein aussehen zu lassen, vor allem aber wegen der Bildästhetik fiel die Wahl auf Canon FD „Chrome Nose“ Objektive.
Auf Grund der aktuellen Situation, war es uns wichtig, das Team möglichst klein zu halten, daher übernahm Jana neben der Regie auch die Verantwortung für den Ton. Das NT-SF1 360-Grad-Mikrofon ermöglichte es, den besonderen Klang, den das Lager beispielsweise wegen der Vielfältigkeit des Zusammenlebens verschiedener Nationen hat, einzufangen. Die Aufnahmen dieses Mikrofons ermöglichen dem Ton-Studenten Johann Ott, der für das Sounddesign verantwortlich ist, in der Post-Produktion von Mono bis Surround genau die benötigten Kanalkonfigurationen mit der gewünschten Hörperspektive zu generieren. Es hat sich außerdem besonders angeboten, weil es kompakt und einfach zu handhaben ist. Die Sicherheit, welche die genaue Planung und bestmögliche Zusammenstellung des Equipments mit sich bringt, geht in den Situationen, die man im Lager erlebt, schnell verloren.
„Equipment war planbar. Womit ich nicht rechnete, war die Offenheit der Menschen und ihre Bereitschaft, über ihre Schicksale zu sprechen. Das hängt bestimmt auch damit zusammen, das Filmteams im Alltag der Bewohner Morias keine Besonderheit sind. Trotzdem schien es mir, als gäbe jede Kamera hier Anlass zur Hoffnung auf Verbesserung. Dieser Verantwortung, die mit jeder einzelnen Geschichte wuchs, konnte ich oft nur mit kleinen Gefallen nachkommen. Nie konnte ich aber die Gesamtsituation des Einzelnen nachhaltig verändern. Besonders der Abschied nach meinem einmonatigen Aufenthalt auf der Insel fiel mir schwer, denn die Ungerechtigkeit, die an diesem Ort vorherrscht, wurde besonders dann klar, als ich ohne Probleme das Land verlassen konnte, während 15.000 zurückbleiben mussten.“ Jana Stallein
Wie die meisten Dokumentarfilme, wird auch unser Film erst in der Post-Produktion richtig Form annehmen. Die bewusst unaufgeregt gestalteten Bilder, die eine Art Normalität in der aussichtslosen Situation abbilden, werden mit Tonmaterial aus geführten Interviews, Zitaten aus Berichterstattungen und Gesprächsfetzen in Kontrast gesetzt.
Was jetzt auf die Filmemacher*innen zukommt, sind Übersetzungen einer Vielzahl von Sprachen, Transkriptionen und die Sichtung von stundenlangem Material.
Guten Tag an Jana, Romina und Johann! Vielen Dank für Euren Einsatz und die Idee, solch einen Film aus verschiedenen Perspektiven heraus zu produzieren. Ich bin Maggy Wösthoff und aktiv bei SEEBRÜCKE Duisburg. Meine Frage ist, kann der Film zwecks Vorführung ausgeliehen werden? Wenn ja, wo können wir ihn ausleihen und was würde das kosten? Wäre es möglich, dass von den Filmemacher*innen jemand die Vorführung begleiten würde? Auf alle Fälle wünsche ich Euch für Euer Projekt alles Gute und viel Erfolg. Maggy Wösthoff