"Reise in die Frei-Tic-Zone" Dokumentarfilmdreh im Norden Finnlands
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Tonmeister Patrick Dadaczynski im Interview über die Dreharbeiten zum Dokumentarfilm "Reise in die Frei-Tic-Zone".
Reise in die Frei-Tic-Zone (AT) - Ein intervenierender Dokumentarfilm zum Thema Tourette von Thomas Oswald.
Synopsis
Daniel, Marika und Patrick sind seit ihrer Kindheit vom Tourette-Syndrom betroffen. Ärzte- Odysseen, Ungewissheit und Zweifel an sich selbst, sowie teils fragwürdige Therapien bestimmten ihre Jugend.
Auf Anraten des Neurologen Prof. Dr. Alexander Münchau begeben sich die drei Protagonisten auf eine Reise zu verschiedenen Tourette-Forschungszentren in Frankreich und Deutschland. Sie befragen Ärzte und Therapeuten zu aktuellen Behandlungsformen und konfrontieren sie mit persönlichen Erfahrungen mit fehlgeleiteten Therapien. Schließlich führt ihre Reise Marika, Daniel und Patrick zusammen mit Prof. Dr. Münchau in die Inari- Region im Norden Finnlands: ihre Frei-Tic-Zone. In der Weite der finnischen Wald- und Seenlandschaft können sie frei ticcen, ohne gesellschaftlichen Druck, Argwohn oder gar Sanktionen ausgesetzt zu sein.
Credits
Buch, Regie & Kamera: Thomas Oswald
Wie bist Du zu diesem Projekt gekommen und was ist Deine Motivation an diesem Film mitzuarbeiten?
Thomas Oswald, den Regisseur und Kameramann, kenne ich schon seit seinem letzten Projekt „Im Mittelpunkt der Welt“ (Dokumentarfilm, 2016), bei dem ich für einen Drehblock für einen befreundeten Tonmeister einspringen durfte. Umso mehr hat es mich dann gefreut, als er mich für sein neues Projekt angesprochen hat und ich das ganze Projekt begleiten durfte, zudem ich sofort zugesagt habe. Ich bin selber ein sehr großer Dokumentarfilm-Fan und finde es extrem spannend, wie in manchen Filmen des experimentellen Dokumentarfilms mit den Grenzen von Dokumentation und Fiktion gespielt wird. Auch die Arbeit am Dreh ist total spannend, da jeder Take zählt und man immer bereit sein muss, das beste aus einem Moment, sowohl technisch als auch szenisch, rauszuholen, egal wie schwierig es erscheint. Außerdem bin ich ein großer Freund von Zufällen!
Wie hast du dich auf die Dreharbeiten vorbereitet und mit welchem Equipment hast du gearbeitet?
Für die Dreharbeiten habe ich zwei unterschiedliche Setups verwendet. Für die Interview- Reise, bei der die drei Protagonisten auf Experten im Bereich Tourette an unterschiedlichen Kliniken trafen und diese mit ihnen betreffenden Fragen befragt haben, hatte ich einen Sound Devices 702 als Rekorder und zwei Schoeps CMC5 Treiber mit zwei MK4 Kapseln, sowie einer MK41 Kapsel dabei. Die Hyperniere habe ich fest auf ein Stativ für den befragten Experten eingerichtet und mit der Niere wurden die Protagonisten geangelt. Mit der zweiten Nieren-Kapsel konnte ich dann bei Bedarf noch Atmos ziehen. Dafür habe ich immer ein AB-Stereosetup aufgebaut. Die Interviews wurden mit zwei Panasonic GH5S mit dem XLR-Adapter DMW-XLR 1E gedreht und waren mit einem Audio Technica AT4021 (Niere) und dem mini MS-Stereomikrofon Sanken CMS 50 ausgestattet. Ein gutes Kameramikrofon ist meiner Meinung unerlässlich für den Dokumentarfilm, da man nicht immer rechtzeitig mit der Angel da sein kann und manchmal die Situation es auch gar nicht zulässt, die Angel in die Szene zu halten. Auf Anstecker wurde auf Grund des Budgets verzichtet. Da so gut wie nur Indoor gedreht wurde, war das auch kein Problem. Außen habe ich dann mit der Schoeps MK41 im Korb geangelt, die mir dann Off Axis Sprache verziehen hat, falls mehrere Personen gleichzeitig gesprochen haben. Da die Interviewräume z.T. akustisch schwierig waren, hatte ich noch ein großes Stück Molton dabei, um Einfluss auf die Raumeigenschaften zu nehmen.
Für den zweiten Teil der Reise, die z.T. Roadtrip-artige Züge mit zwei längeren Aufenthalten in Sodankylä und Inari hatte, hatte ich einen Sound Devices 633, Wisycom Funkstrecken mit DPA 4071 Ansteckmikrofonen und diversem Bubblebee Zubehör zum versteckten Einbau dabei. Neben der wetterfesten Sennheiser MKH416 an der Angel habe ich wieder die zwei Schoeps Treiber mit den zwei MK4 und einer MK41 Kapsel eingesetzt.
Dein Fazit der Dreharbeiten?
Im Großen und Ganzen bin ich recht zufrieden mit dem O-Ton, auch wenn ich natürlich sehr viel dazugelernt habe und zukünftig einiges ändern würde. Zu den grundsätzlichen Änderungen bzgl. der Technik zählt z.B., dass es doch sehr sinnvoll ist, ständig ein MS- Mikrofon an der Angel zu haben. Die Zeit ist eigentlich doch nicht da, um ständig ein AB- Stereoset aufzubauen, auch wenn es nach meinem Geschmack immer besser klingt. Am besten also einfach beides dabei haben! Auch war ich überrascht, so schnell an das Rauschminimum des Equipments zu kommen, was vor allem das Atmo ziehen an einigen Orten schwierig gemacht hat. Die anfängliche Freude über die Stille und das Fernbleiben von menschlichen Geräuschen verging mir zumindest für diese Aufnahmen. Aufregend waren auch unsere Wanderungen durch die Wälder, Moore und Berge, bei denen eigentlich dauerhaft die Kamera draufgehalten wurde und man nicht nur gegen die Ermüdung durch das Angeln ankämpfen musste, sondern auch gegen Äste und Enge, weitwinklige Einstellungen und Schatten, bei denen man sich daran gewöhnen musste, nicht immer optimal angeln und den perfekten Ton einfangen zu können. Und natürlich hatten wir auch unseren Spaß mit dem Kampf gegen die Mücken!
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